Interview im d'regio

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In der aktuellen Ausgabe der Clubzeitschrift der OL Regio Wil erschien ein Interview mit Dani, das wir euch natürlich nicht vorenthalten möchten.

Dani musste schon viele Interviews über sich ergehen lassen, spannend wird es aber jeweils erst, wenn die d'regio jene Fragen stellt, die sonst keiner stellt!

d'regio: Das Titelbild dieses d'regio zeigt dich nach deinem Sieg im Sprint an der WM beim Abklatschen der Zuschauerreihen. Was bedeuten für dich die Zuschauer? Holst du dir beim Abklatschen neue Energie oder gibst du welche ab?
DH: In Chambéry war die Zuschauerkulisse fantastisch, das motiviert natürlich sehr. Bereits als ich auf der Startlinie stand habe ich das realisiert. Doch da muss man sich konzentrieren, wie auch während dem Lauf. Unterwegs, als ich alles im Griff hatte, da gaben mir die Zurufe schon sehr viel Power, vor allem auch im Zieleinlauf. Da war meine „Arbeit" sozusagen getan und ich wurde fast ins Ziel geschrieen. Es fällt einem richtig ring alles aus sich herauszuholen. Beim Abklatschen nach dem Lauf ging es mir überhaupt nicht um mich, sondern um die Zuschauer. Ich wollte mich bedanken.

D'regio: Dein Sprint Lauf war sicherlich nahe an der Perfektion. Wie schaffst du es, nahe am Limit zu laufen und es doch nicht zu überschreiten? Kann man das trainieren oder passiert es einfach irgendwann?
DH: Dass ich am Limit und fehlerfrei laufen konnte hatte vor allem mit den vielen absolvierten Trainings und Wettkämpfen zu tun. Da bekommt man das Gespür wie viel es leiden mag und man holt sich das Vertrauen in seine Fähigkeiten. Ganz nach dem Motto Übung macht den Meister.

D'regio: In dieser Saison konntest du erst sehr spät ins gewohnte Lauftraining einsteigen. Du warst gezwungen alternativ zu trainieren. Wird das alternative Training künftig in deinem Trainingsalltag umfangmässig wichtiger als früher?
DH: Dass ich trotz den vielen Alternativtrainings auf dem Velo und im Wasser so gut in Form gekommen bin war für mich eine sehr schöne Erkenntnis. Auch wenn mir diese Trainings nicht immer Spass machten war es scheinbar effizient und hat mich auch weitergebracht. Das wird mir auch in Zukunft helfen allfällige Verletzungsphasen gut zu meistern. Mein Ziel bezüglich Lauftrainings ist es aber wieder auf die Umfänge zu kommen, die ich in meinen besten Saisons 2008/2009 hatte.

D'regio: Du wohnst und trainierst in Bern. Macht Bern nicht langsam? Und was ist für dich der konkrete Nutzen des StützBern, auch mit Blick auf die WM2012 in der Schweiz?
DH: Was mein Wettkampftempo angeht macht Bern wohl nicht langsamer. Ich habe hier gute Trainingspartner, beispielsweise auch aus der Leichtathletik. Dazu werden hier jede Woche Kartentrainings vom nationalen Leistungszentrum angeboten. Jedoch kann ich hier anfügen, dass mein Trainingsumfeld vor rund 5-10 Jahren in Wil mindestens so gut war, mit NOSOL, Regio- und Leichtathletiktrainings. Bern ist auch geografisch gut gelegen, nahe am Jura und bei Lausanne. So habe ich für die relevanten Trainings der WM kurze Reisezeiten, was ich sicher ausnützen werde.

D'regio: „Daheim in der Schweiz", das scheint das neue Motto der Nordländer zu sein mit Blick auf die WM2012. Aktuell sucht sich Carl Waaler Kaas eine Wohnung in Bern. Was bedeutet das beispielsweise für dein Training? Wäre da eine Zusammenarbeit vorstellbar? DH: Jeder gute Läufer bereichert unsere Trainingsgruppe in Bern. Einerseits macht es mehr Spass, wenn wir mehrere ambitionierte Athleten sind, anderseits hebt es auch die Trainingsqualität, beispielsweise bei den GPS- oder Zwischenzeitenanalysen der Kartentrainings. Dazu bringt ein Norweger sicher wieder neue Ideen was die Trainingsphilosophie betrifft, was immer heiss diskutiert wird und man wird auch selbst wieder angeregt sein Training zu überdenken. Ich finde Synergien sollten genutzt werden, denn das bringt beide Seiten weiter als wenn jeder sein Ding macht.

D'regio: Minna Kauppi hat im Langdistanzfinal an der WM in Frankreich keinen einzigen Posten gestempelt (siehe auch den nächsten Beitrag in diesem regio-Heft). Was ist wohl in ihrem Kopf abgegangen? Hast du dich mental auch schon mit solchen Situationen und Entscheiden auseinander gesetzt?
DH: Ehrlich gesagt habe ich mir das noch nie so genau überlegt. Mit einem derartig grossen Fehler klar zu kommen ist sicher sehr schwierig, daher kann ich auch gut verstehen, dass Minna da aufgegeben hatte. Denn der Lauf war gelaufen, ihr Ziel eine Medaille zu gewinnen unrealistisch. Ich schätze Minna eher etwas ungeduldig und temperamentvoll ein. Beides sind offensichtlich nicht die besten Attribute um in diesem Gelände zu reüssieren. Sie hatte nicht die Ruhe um hinzustehen und die Karte genau zu lesen, stattdessen irrte sie herum. So etwas in einem WM-Final zu erleben ist sicher ein sehr unschönes Erlebnis, doch man lernt auch viel aus solchen Fehlern und hat erst noch etwas für die Unterhaltung der GPS-Zuschauer gemacht.

D'regio: Was sind deine nächsten Ziele? Und ausserhalb des OL's?
DH: In diesem Herbst steht der Weltcup ganz hoch in meiner Prioritätenliste, den ich unbedingt zum 4. Mal in Folge gewinnen möchte. Gleichzeitig ist aber der Blick bereits auf die Heim-WM vom nächsten Sommer in Lausanne gerichtet. Das soll mein Karrierehöhepunkt werden. Ich hoffe dann in Topform zu sein, dass ich in allen 4 Disziplinen ganz vorne mitlaufen kann.

D'regio: Dani, herzlichen Dank für das Interview.